Wirtschaften, Feste... in Hettenshausen

Feste, Spektakel und Unterhaltung in früherer Zeit – Die Bedeutung der Dorfwirtschaften für Hettenshausen

In einer Zeit ohne Medien wie Radio, Fernsehen oder Internet spielte sich das Alltagsleben der Bevölkerung und das Miteinander im Ort noch in den Häusern und auf dem Dorfplatz ab. Dass es jedoch schon im 18. und 19. Jahrhundert in Hettenshausen Unterhaltungsprogramme gab, verdeutlicht ein Blick zurück auf die „Events“ der damaligen Zeit.

Durchreisende Theatergesellschaften machen Halt in Hettenshausen

Obwohl Hettenshausen bis in das 19. Jahrhundert hinein keine Dorfwirtschaft besaß, finden sich vereinzelt Hinweise auf Veranstaltungen, die es im Ort gab. So reisten Theatergesellschaften aus München, häufig auch aus weiter entfernten Gegenden, durch das Land und gastierten an verschiedenen Orten im Freien. In Hettenshausen machte im Jahr 1798 ein derartiges Ensemble Zwischenstation und spielte an einem nicht näher bezeichneten Platz kleine Theaterstücke.

1832 erste Wirtschaft in Hettenshausen

1225 Jahrfeier Wirte Hett 1

Teilansicht von Hettenshausen mit der Gastwirtschaft Salvermoser im Vordergrund links (1911)

Verhältnismäßig lange blieb der Ort ohne eigene Einkehrmöglichkeit für die Bevölkerung, die ins nahe Ilmmünster oder in die Stadt Pfaffenhofen gehen musste, um gutes Bier oder eine deftige Brotzeit zu genießen. Doch im Jahr 1832 war es so weit. Jakob Ausfelder, der mit seiner Frau Afra schon einige Jahre zuvor nach Hettenshausen gezogen war, erhielt damals die Genehmigung zur Führung einer Wirtschaft auf seinem Anwesen Hausnummer 6 (heute Schrätzenstaller). Er durfte jedoch zunächst nur auf Ruf und Widerruf eine Bierwirtschaft führen, keine warmen Mahlzeiten verabreichen und keine Fremden übernachten lassen.

Wie früher üblich, befand sich das Gasthaus in unmittelbarer Nähe zur Kirche. Damit besaßen die Gottesdienstbesucher eine nahe gelegene Einkehrmöglichkeit, in der auch Hochzeiten, Tauf- und Beerdigungsfeiern stattfinden konnten. Jakob Ausfelder veranstaltete Wettbewerbe wie Schlittenfahrten oder Hosenlaufen und hielt regelmäßig die bei Wirten traditionelle Namenstagsfeier ab. Seine Nachfolger Johann und Georg Daniel mussten bei ihren Gesuchen um eine Konzession stets neue bauliche Auflagen erfüllen, um die Gastwirtschaft, mittlerweile mit der Genehmigung des Verkaufs warmer Speisen, weiterbetreiben zu dürfen. Sie blieb ein beliebter Treffpunkt für die Bevölkerung.  

1225 Jahrfeier Wirte Hett 2

„Falls die Schlittenbahn nicht mehr geht, wird das Rennen ausgeritten.“ Anzeige des „Alten Wirts“ Johann Radlmair aus dem Jahr 1900

Zweite Wirtschaft im „Selmer“-Hof

1225 Jahrfeier Wirte Hett 3

Sebastian Schäffler hatte den „Selmer“-Wirt von seinem Vater Andreas Schäffler übernommen (ca. 1910).

1225 Jahrfeier Wirte Hett 4

Frühe Anzeige aus dem Jahr 1880.

Im ausgehenden 19. Jahrhundert erhielt das langsam wachsende Hettenshausen Zuwachs hinsichtlich der heimischen Gastronomie. Im Jahr 1872 eröffnete Johann König im früheren „Selmer“-Hof eine Schankwirtschaft, die drei Jahre später Andreas Schäffler übernahm. 30 Jahre lang führte dieser die „Selmer“-Wirtschaft und bot neben geistigen Getränken auch Speisen an. Auch Schäffler und seine Nachfolger veranstalteten manch unterhaltsame und turbulente Veranstaltung. Das nach 1870 entstehende Vereinswesen mit Veteranenverein, Feuerwehr und Schützen besaß damit in Hettenshausen zwei Lokale für eigene Veranstaltungen und Versammlungen. Nach dem Ersten Weltkrieg wurde der Wirtschaftsbetrieb beim „Selmer“ eingestellt.

Zu einem tödlich endenden Vorfall war es hier im Juni 1881 gekommen. Bei einer Auseinandersetzung mehrerer Burschen mit einem als rabiat bekannten Dienstknecht aus Hettenshausen warfen sie diesen aus dem Wirtshaus. Der kehrte jedoch kurz darauf zurück, zückte sein Messer und erstach den Schmiedmeister Georg Waldhauser.

Gastwirtschaften in den Gemeindeteilen

Schon 1863 hatte sich in Entrischenbrunn eine Gastwirtschaft etabliert, die über 100 Jahre bestand und die über viele Jahre hinweg die Familie Schreiber führte. Und auch der Gemeindeteil Reisgang besaß seit dem frühen 20. Jahrhundert eine an der frequentierten Straße nach München gelegene Wirtschaft, sodass sich die Bevölkerung der heutigen Gemeinde Hettenshausen bereits vor 100 Jahren einer guten Bewirtung sicher sein konnte.

 

Bild und Text von Sauer Andy (Historiker und Stadtarchivar)

zurück